Station 8

Maréchal Foch- eine Frage der Erziehung

Die Rebe ist in ihrer ursprünglichen Natur ein Lianengewächs, deren Triebe eine Rankhilfe oder Trägerstruktur benötigen, um emporwachsen zu können. In freier Wildbahn erklimmen die Triebe bald die obersten Festhaltemöglichkeiten, dies bezeichnen wir fachsprachlich auch als „akrotonisches Wachstumsmuster“. Sich selbst überlassen, bildet die Rebe viele kleine säurereiche Beeren aus.  Für die Lese qualitativ hochwertiger Trauben, ist es für uns Winzer allerdings notwendig dem ungebremsten Wachstum der Rebe Einhalt zu gebieten, den Rebstock also zu „erziehen“.

Wie Ihr sicherlich erkennen könnt, unterscheidet sich die Wuchsform dieser Rebstöcke von der sonst hierzulande üblichen Erziehung im Drahtrahmen:  bei der sogenannten „Umkehrerziehung“ hängen die Triebe herab, die Trauben befinden sich in einer Höhe von ca. 1,40 m.

Mit einer höheren Anordnung der Traubenzone ergibt sich eine leichte Reifeverzögerung, was jedoch im Hinblick auf den Klimawandel nicht mehr als nachteilig betrachtet werden kann. Zudem verringert sich die Infektionsgefahr durch Pilzkrankheiten.

Für die Rebsorte Maréchal Foch mit ihren eher zum Hängen neigenden Sommertrieben ist die Umkehrerziehung bestens geeignet. Bereits 1911 wurde sie im Elsass von Eugène Kuhlmann aus (Vitis riparia x Vitis rupestris) x Goldriesling gekreuzt und nach dem französischen Marschall Ferdinand Foch benannt, der als geistiger Vater der nach dem Ersten Weltkrieg Deutschland diktierten Waffenstillstands-Bedingungen im Wald von Compiègne gilt. Beim Verbot der Rebsorte in Deutschland 1930 hat dies sicher eine Rolle gespielt. Zudem ist die Sorte eine sogenannte Hybridrebe, also eine Kreuzung von Amerikaner- und Europäerreben. Erst 2008 wurde sie für den Anbau in Deutschland wieder zugelassen, ist aber dennoch kaum verbreitet.

Für uns allerdings ist der Maréchal, der im Glas fast violett anmutet mit seinen kräftigen Johannis- und Brombeeraromen ein nicht mehr wegzudenkender Teil unserer Rebenparade. Warme, rauchige Noten mit einem bitterschokoladigen Abgang und dem Gaumen schmeichelnde Tannine verleihen dieser selten angebauten Rebsorte ihren unverwechselbaren Charakter.

Am Ende dieses kleinen Rundweges angekommen, steht Euch nun hoffentlich der Sinn nach dem ein oder anderen Glas unserer Weine. Wir würden uns freuen, Euch auch im praktischen Sinne mit unseren Rebsorten bekannt machen zu dürfen.

Kommt vorbei! Lindau/Schönau, Kellereiweg 19 
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